1 00:00:00,000 --> 00:00:10,200 Vielen Dank für's Zuhören. 2 00:00:10,266 --> 00:00:16,106 Zahlreiche Modelle wurden von der Informatik für verschiedene Zwecke 3 00:00:16,106 --> 00:00:20,786 entwickelt und natürlich auch verwendet und oft überführt die Informatik auch 4 00:00:20,786 --> 00:00:25,506 ein Modell in ein anderes Modell. Die fundamentalen Masterideen der 5 00:00:25,506 --> 00:00:29,506 Informatik, also Algorithmisierung, strukturierte Zerlegung und Sprache 6 00:00:30,086 --> 00:00:35,866 bzw. Formalisierung stützen nach Andrea Schwill, die häufig betonte 7 00:00:35,866 --> 00:00:37,986 aber selten reflektierte. 8 00:00:38,320 --> 00:00:41,680 Bedeutung einer informatischen Modellierung und ihrer Methoden. 9 00:00:42,340 --> 00:00:48,880 Ein Problem wird analysiert, in Teile zergliedert und geeignet abstrahiert. 10 00:00:49,380 --> 00:00:57,340 Gegebenenfalls wird das Modell weiter formalisiert und damit präzisiert, bevor es implementiert und damit dann ausführbar wird. 11 00:00:58,300 --> 00:01:02,680 Dann ist das Modell simulierbar und in seiner Dynamik auch studierbar. 12 00:01:03,920 --> 00:01:07,520 Der Begriff des Modells ist jedoch ähnlich. 13 00:01:07,728 --> 00:01:16,728 Wie der der Information sehr vielschichtig, im Alltag viel gegenwärtig und Gleiches gilt für die Wissenschaften. 14 00:01:17,248 --> 00:01:25,588 In der Fachinformatik kennt man die eigenen Modelle und weiß im Kontext zu allermeist sinnvoll damit umzugehen. 15 00:01:25,988 --> 00:01:34,468 Bewegt man sich auf der didaktischen Ebene des Faches, also der Didaktik der Informatik, muss der Begriff des Modells reflektiert werden. 16 00:01:34,864 --> 00:01:42,184 Nicht zuletzt deshalb, weil das informatische Modellieren häufig als eine Legitimation für 17 00:01:42,184 --> 00:01:47,584 das Schulfach Informatik benannt wird, entsprechende fachdidaktische Ansätze diskutiert werden 18 00:01:47,584 --> 00:01:53,324 und zudem Begrifflichkeiten rund um den Modellbegriff in den Lehrplänen verankert sind. 19 00:01:55,144 --> 00:02:00,064 Im Folgenden wird daher der Modellbegriff ebenso näher betrachtet wie der Prozess 20 00:02:00,064 --> 00:02:00,864 der Modellbildung. 21 00:02:01,248 --> 00:02:12,108 Es zeigt sich eine große Vielfalt der Verwendung von Modellen und auf einer Metaebene ein Modellieren von Modellen in Form von Modellketten. 22 00:02:12,968 --> 00:02:18,248 Es kann an dieser Stelle nicht das Ziel sein, eine der Definitionen als Standard festzulegen. 23 00:02:19,048 --> 00:02:26,268 Sie dienen vielmehr dazu, eine Auseinandersetzung mit dem Begriff und der Relevanz bestimmter Modelle für den Unterricht anzuregen. 24 00:02:26,268 --> 00:02:29,468 Die allgemeineren Aspekte zum Modellbegriff 25 00:02:29,664 --> 00:02:45,944 zum Prozess des Modellierens und die allgemeine Modelltheorie können helfen, die konkret in der Praxis eingesetzten Modelle und Modellierungstechniken besser einzuordnen, zu bewerten und bezüglich ihrer Relevanz für eine Allgemeinbildung beurteilen zu können. 26 00:02:53,818 --> 00:03:00,698 In verschiedensten fachdidaktischen Ansätzen und Empfehlungen zum Informatikunterricht wird 27 00:03:00,698 --> 00:03:08,878 der Modellbegriff und der Modellierungsprozess betont. Während in den 1970er Jahren vor allem 28 00:03:08,878 --> 00:03:15,138 Methoden zum algorithmischen Problem lösen im Vordergrund standen, betonen anwendungsorientierte 29 00:03:15,138 --> 00:03:21,318 Ansätze die Techniken zur Gestaltung einer Modellwelt als Abbild der Realität. 30 00:03:22,240 --> 00:03:44,520 Ab circa 1995 rückte das Modellieren immer stärker in den Fokus. Es entstanden Überlegungen zur Integration von Schüler adäquaten Modellierungstechniken der Objektorientierung in den Schulunterricht, was auch durch die von der Gesellschaft für Informatik aufgestellten Leitlinien unterstützt wurde. 31 00:03:46,600 --> 00:03:50,780 Wir haben zum Beispiel untersucht, welche Modelle in der Informatik vorkommen. 32 00:03:50,780 --> 00:03:50,860 Vielen Dank. 33 00:03:51,248 --> 00:04:01,808 Welches Verständnis Informatiker zu dem Modellbegriff haben und welche Folgerungen zum allgemeinbildenden Beitrag eines Informatikunterrichts gezogen werden können. 34 00:04:03,568 --> 00:04:13,148 Humbert und Puhlmann haben ein Modell für einen Informatischen Modellbildungszyklus vorgeschlagen, ähnlich denen, die in der Mathematik diskutiert werden. 35 00:04:33,648 --> 00:04:34,668 Das ist ein Modell, den wir in der Mathematik diskutieren werden können. 36 00:04:34,668 --> 00:04:34,688 Das ist ein Modell, den wir in der Mathematik diskutieren werden können. 37 00:04:34,714 --> 00:04:40,274 Für die informatische Modellbildung sehen die Informatikdidaktiker Humbert und 38 00:04:40,274 --> 00:04:46,314 Puhlmann ein Zyklus, der analog zum mathematischen Modellbildungszyklus 39 00:04:46,314 --> 00:04:52,194 zwischen Realwelt und hier der informatischen Modellwelt unterscheidet. 40 00:04:53,334 --> 00:04:57,694 Sie entwickelten diesen Modellzyklus im Kontext der Auseinandersetzung mit 41 00:04:57,694 --> 00:05:02,414 informatischen Phänomenen in der Realwelt, denen Schüler eben begegnen können. 42 00:05:02,414 --> 00:05:04,394 Sie betonen 43 00:05:04,656 --> 00:05:14,796 dass das Subjekt über einen größeren Fundus an informatischen Modellen verfügen muss, um ein problemadäquates auswählen zu können. 44 00:05:16,376 --> 00:05:22,556 Die Autoren erläutern unter Verweis auf Thomas, dass mit diesem Fundus auch neue Modelle kreiert werden können. 45 00:05:25,096 --> 00:05:31,736 Dem Modellbildungszyklus fehlt jedoch meines Erachtens die Möglichkeit des Ausblendens der Realwelt. 46 00:05:32,080 --> 00:05:37,960 Wenn also der Informatiker in seiner Welt bleibt, zum Beispiel beim Konstruieren eines Compilers. 47 00:05:38,960 --> 00:05:50,980 In der Mathematikdidaktik hingegen wird teilweise, wenn außerhalb der Realwelt inner mathematische Probleme gelöst werden, nur noch vom Problemlösen gesprochen und nicht mehr vom Modellieren. 48 00:05:52,120 --> 00:05:59,660 Das scheint mir auf die Informatik so nicht ganz übertragbar zu sein, da auch innerinformatisch durchaus stark modelliert wird. 49 00:06:00,224 --> 00:06:04,464 Letztlich ist es aber eine Frage des jeweiligen Begriffsverständnisses. 50 00:06:15,674 --> 00:06:24,794 Was sind nun Modelle? Modelle sind im allgemeinen Bestandteile eines Prozesses, in welchen sie von 51 00:06:24,794 --> 00:06:30,714 einem Subjekt zu einem Original für einen bestimmten Zweck konstruiert und eingesetzt werden. 52 00:06:32,314 --> 00:06:38,954 Dieser Prozess der Konstruktion eines Modells wird mit Modellbildung bezeichnet. Ein Original 53 00:06:38,954 --> 00:06:43,334 ist dabei das Ausgangsproblem der Wirklichkeit, für das ein Modell durch 54 00:06:43,334 --> 00:06:45,394 einen Modellierungsprozess erstellt werden soll. 55 00:06:46,128 --> 00:06:52,308 Man beachte, dass es sich hier nicht um ein materielles Original handeln muss. 56 00:06:53,188 --> 00:07:00,908 Mentale Modelle, Abläufe und vieles mehr sind genauso originale, die modelltechnisch erfasst werden sollen. 57 00:07:05,690 --> 00:07:11,330 Als ein Ergebnis seiner Analyse zum allgemeinen Modellbegriff hat der 58 00:07:11,330 --> 00:07:16,410 Philosoph Herbert Stachowiak 1973 drei wesentliche Merkmale von Modellen 59 00:07:16,410 --> 00:07:23,310 herausgestellt. Das Abbildungs-, das Verkürzungs- und das pragmatische Merkmal. 60 00:07:26,290 --> 00:07:28,290 Das Abbildungsmerkmal besagt, 61 00:07:28,512 --> 00:07:38,312 Modelle sind stets Modelle von etwas. Nämlich Abbildungen, Repräsentationen natürlicher oder künstlicher Originale, die selbst wieder Modelle sein können. 62 00:07:41,592 --> 00:07:49,592 Das Verkürzungsmerkmal bezieht sich auf die Beziehungen zwischen Original und Modell. Es lassen sich folgende Operationen unterscheiden. 63 00:07:51,232 --> 00:07:54,672 Das Fortlassen von Originalattributen Präterition. 64 00:07:56,442 --> 00:08:04,482 die Hervorhebung von Originalattributen, Kontrastierung, das Ändern von 65 00:08:04,482 --> 00:08:08,922 Bedeutungszuordnungen zwischen Originalattributen und denen im Modell, 66 00:08:09,122 --> 00:08:15,102 Transkodierung, sowie die Einführung zusätzlicher Modellattribute, die im 67 00:08:15,102 --> 00:08:17,562 Original nicht vorhanden sind, Abundanz. 68 00:08:20,502 --> 00:08:24,822 Das pragmatische Merkmal nach Herbert Stachowwerk verweist auf den 69 00:08:24,822 --> 00:08:25,862 spezifischen Zweck. 70 00:08:26,000 --> 00:08:30,340 Zudem ein Modell von einem Subjekt geschaffen oder genutzt wird. 71 00:08:31,280 --> 00:08:34,960 Modelle sind stets Subjekt, Zeit und Zweck gebunden. 72 00:08:37,420 --> 00:08:42,600 Mit dem Modellbegriff werden häufig die Begriffe des Systems und der Simulation in Verbindung 73 00:08:42,600 --> 00:08:43,040 gebracht. 74 00:08:44,280 --> 00:08:46,260 Eine Abgrenzung überlassen wir Ihnen. 75 00:08:54,714 --> 00:09:01,814 Nicht bei jedem Modellierungsprozess müssen alle dargestellten Operationstypen vorkommen. 76 00:09:02,554 --> 00:09:10,074 Ein Beispiel. Im Jahre 1946 beschrieb John von Neumann ein Modell für einen Rechner, 77 00:09:10,934 --> 00:09:17,474 der Daten und Programme in einem gemeinsamen Speicher hält. Unter Vernachlässigung technischer 78 00:09:17,474 --> 00:09:23,354 Details, man könnte hier von Präterition sprechen, skizzierte er den logischen und 79 00:09:23,774 --> 00:09:24,434 Aufbau. 80 00:09:26,232 --> 00:09:38,912 Kontrastierung eines Rechenautomaten entsprechend seinen gedanklichen Überlegungen, indem er für die Kommunikation notwendige schriftsprachliche Konstrukte hinzufügte. Abundanz. 81 00:09:42,152 --> 00:09:52,132 Von einer Transkodierung kann man sprechen, wenn eine Übersetzung in eine andere Sprache oder ein anderes Dateiformat erfolgt. 82 00:09:52,132 --> 00:09:53,632 Wobei die Bedeutung 83 00:09:53,904 --> 00:09:57,964 also je der Ton oder die Semantik möglichst erhalten bleiben soll. 84 00:09:59,744 --> 00:10:06,564 Andererseits könnte man aber auch eine Bittfolge, die ein Bild beschreibt, als Ton ausgeben und umgekehrt. 85 00:10:07,464 --> 00:10:12,044 Nicht immer kommt dabei allerdings etwas für uns sinnvoll Erscheinendes heraus. 86 00:10:20,250 --> 00:10:27,910 Wenn man klären möchte, welches Verständnis zum Modellbegriff in der Informatik als Bezugswissenschaft 87 00:10:27,910 --> 00:10:32,470 existiert, muss ein offener und allgemeiner Ansatz gewählt werden. 88 00:10:33,410 --> 00:10:38,590 Herbert Stachowiak gibt mit der allgemeinen Modelltheorie einen Überblick zum Modellieren 89 00:10:38,590 --> 00:10:45,090 im Allgemeinen und eine Systematik zu Typen von Modellen, die zur Darstellung und 90 00:10:45,350 --> 00:10:48,670 Erklärung von Modellen der Informatik verwendet werden kann. 91 00:10:49,978 --> 00:11:10,838 In der mathematischen Logik wurde um 1950 eine Modelltheorie entwickelt, die sich mit Modellen im Zusammenhang von Untersuchungen der relativen Widerspruchsfreiheit von Axiomensystemen oder dem Beweis der Unabhängigkeit von Axiomen beschäftigt. 92 00:11:15,238 --> 00:11:19,738 Insbesondere in der Natur- und Sozialwissenschaften steht der Begriff "Modell- und Sozialwissenschaften". 93 00:11:19,776 --> 00:11:27,476 Häufig für hypothetische und theorievorausgehende Interpretationen der Realität, also des Originals hier. 94 00:11:28,576 --> 00:11:37,736 Ein Original wird durch Vermittlung der Wahrnehmung und/oder des Verstandes in ein abstraktes Modell, ein Denkmodell, abgebildet. 95 00:11:39,096 --> 00:11:45,836 Es steht damit dem Bewusstsein ein Denkmodell für zukünftige Denkprozesse zur Verfügung. 96 00:11:45,836 --> 00:11:49,436 So Karl Steinbuch, 1977. 97 00:11:50,640 --> 00:11:58,100 Eine dritte Verwendungsweise des Begriffmodells meint die Abbildung oder Nachbildung der Originale, 98 00:11:58,340 --> 00:12:04,140 wie sie wahrgenommen werden oder wie sie in der Vorstellung bereits als ideelle Modelle existieren. 99 00:12:07,020 --> 00:12:12,980 Diese Modelle sind durch die Wahrnehmung des Menschen erfassbar, sind real existent. 100 00:12:13,860 --> 00:12:16,660 Hier lassen sich diverse Kategorien aufstellen. 101 00:12:20,640 --> 00:12:31,200 Die Modelle sind durch die Wahrnehmung des Menschen erfassbar, sind real existent. 102 00:12:32,246 --> 00:12:37,546 Stachowiak gibt in seiner allgemeinen Modelltheorie zur Differenzierung von 103 00:12:37,546 --> 00:12:43,646 Modellen eine pragmatische Dreiteilung an, mit der Einteilung in grafische, 104 00:12:43,986 --> 00:12:48,046 technische und semantische Modelle, die sich dann auch weiter verfeinern lässt. 105 00:12:49,146 --> 00:12:53,446 Es kann nun versucht werden, diesen Modelltypen nach Stachowiak Modelle 106 00:12:53,446 --> 00:12:59,066 aus der Informatik zuzuordnen, um die Vielfalt der Modelle in der Informatik aufzuzeigen. 107 00:12:59,066 --> 00:13:00,506 Vielen Dank für's Zuhören! 108 00:13:01,178 --> 00:13:07,398 Grafische Modelle sind nach Stachowack im Wesentlichen zweidimensionale Modelle. 109 00:13:08,358 --> 00:13:14,438 Die Originale stammen meist aus dem Bereich des Wahrnehmens, des Vorstellens und der gedanklichen 110 00:13:16,158 --> 00:13:22,398 Operationen. Grafische Modelle, die unmittelbar ihre Bedeutung repräsentieren, werden als 111 00:13:22,398 --> 00:13:30,158 ikonisch bezeichnet, während symbolischen Modellen ihre Bedeutung, ihr Code zugeordnet 112 00:13:30,158 --> 00:13:30,738 werden muss. 113 00:13:33,274 --> 00:13:39,954 Sicherlich sind manche der hier gemachten Zuordnungen diskutierbar, aber die Vielfalt 114 00:13:39,954 --> 00:13:43,214 an grafischen Modelltypen in der Informatik wird deutlich. 115 00:13:55,694 --> 00:14:00,314 Gleiches gilt für die technischen Modelle, die sich in der Informatik finden. 116 00:14:02,014 --> 00:14:12,094 Technische Modelle sind vorwiegend dreidimensionale, raumzeitliche und materiell-energetische Repräsentationen von Originalen. 117 00:14:12,094 --> 00:14:20,094 Entsprechend der Natur ihrer Attribute werden sie von Stachaufwerk eingeteilt in Physico-, Bio-, Psycho- und Soziotechnische Modelle. 118 00:14:35,610 --> 00:14:44,510 Semantische Modelle sind Kommunikationssysteme, die ein Subjekt zur informationellen Verarbeitung 119 00:14:44,510 --> 00:14:53,810 seiner Wirklichkeit verwendet. Es wird zwischen den internen Modellen der Perzeption und des 120 00:14:53,810 --> 00:15:00,610 Denkens sowie den externen semantischen Modellen unterschieden, die sich aus Zeichen und 121 00:15:01,110 --> 00:15:02,650 Kombinationen aufbauen. 122 00:15:05,402 --> 00:15:10,322 Diese Modelltypen sind offensichtlich in der Informatik vorhanden. 123 00:15:10,682 --> 00:15:16,822 Letztlich geht es in der Informatik stets um Signale und Zeichen, die automatisiert 124 00:15:16,822 --> 00:15:17,902 verarbeitet werden. 125 00:15:21,442 --> 00:15:24,142 Besonders augenfällig sind hier die Modellketten. 126 00:15:24,702 --> 00:15:29,742 Ein Modell wird zum Original im folgenden Modellbildungsprozess. 127 00:15:29,742 --> 00:15:34,582 Wir sprechen dann vom Modellieren von Modellen. 128 00:15:52,594 --> 00:15:59,154 Zusammengefasst, die allgemeine Modelltheorie von Stachowiak bietet einen ersten Konkretisierungsansatz 129 00:15:59,154 --> 00:16:05,334 für die postulierte Modellvielfalt in der Informatik. Die Übergänge zwischen einzelnen 130 00:16:05,334 --> 00:16:10,874 Modelltypen sind häufig fließend. Es kann also nicht von einer Klassifikation im mathematischen 131 00:16:10,874 --> 00:16:18,634 Sinne gesprochen werden. Auch in den einschlägigen Lehrwerken zur Fachdidaktik schlägt sich eine 132 00:16:18,634 --> 00:16:20,054 ähnliche Differenzierung nieder. 133 00:16:20,816 --> 00:16:32,416 In seinem Buch "Didaktik der Informatik", erstmals erschienen 1996, wenn ich mich nicht irre, gibt Rüdiger Baumann verschiedene allgemeine Modelltypen an. 134 00:16:32,956 --> 00:16:38,296 Konkretisiert diese allerdings für die Informatik oder für den Informatikunterricht nicht ausreichend. 135 00:16:39,356 --> 00:16:47,356 Er unterscheidet Gebildemodelle und mentale Modelle sowie Modelle zur Beschreibung, Erklärung und Entscheidungsfindung. 136 00:16:48,128 --> 00:16:55,548 Auch den Computer selbst bezeichnet er als Modell. Werden mit einem Modell Versuche 137 00:16:55,548 --> 00:17:02,048 durchgeführt, spricht er von Simulation. Ist das Modell ein Computerprogramm von 138 00:17:02,048 --> 00:17:09,288 einer Computersimulation? Für die Fachwissenschaft Informatik hat 139 00:17:09,288 --> 00:17:15,808 Berna Talheim 2013 eine Modellkunde entwickelt, die ebenfalls von der 140 00:17:15,808 --> 00:17:17,908 Gemeinmodelltheorie ausgeht. 141 00:17:31,994 --> 00:17:39,374 An dieser Stelle betrachten wir erneut die von Stachowiak als intern bezeichneten 142 00:17:39,374 --> 00:17:46,474 semantischen Modelle. Nach Gorhuis gehen vor dem expliziten Erstellen eines 143 00:17:46,474 --> 00:17:52,374 Modells in der Informatik stets zwei Phasen innerhalb des Modellsubjekts 144 00:17:52,374 --> 00:17:59,034 voraus. Das Subjekt macht sich eine Vorstellung von dem Original. 145 00:17:59,712 --> 00:18:06,752 Wobei intern aufgebaute Modelle der Wahrnehmung und des Erkennens wirken. 146 00:18:07,872 --> 00:18:18,032 Basierend auf diesem internen Modell M1 konstruiert das Subjekt ein weiteres semantisches Modell M2, 147 00:18:18,572 --> 00:18:25,672 welches eine Grundlage für ein externalisiertes semantisches Modell R darstellt. 148 00:18:27,610 --> 00:18:41,430 Gorhüß betont, dass zum einen sich die internen Modelle von beteiligten Subjekten im Softwareentwicklungsprozess unterscheiden können und somit Zielkonflikte auftreten. 149 00:18:42,550 --> 00:18:50,530 Zum Beispiel sollen Widersprüchlichkeiten und Mehrdeutigkeiten in Programmiersprachen in der Regel vermieden werden, 150 00:18:50,530 --> 00:18:57,530 sind aber häufig notwendiges Mittel bei der Beschreibung und Lösung komplexer Probleme. 151 00:18:58,512 --> 00:19:03,092 Vollständig auflösen lassen sich diese Zielkonflikte nicht. 152 00:19:05,332 --> 00:19:14,332 Zum anderen birgt die Bildung interner semantischen Modelle die Gefahr, dass sich künftige Wahrnehmung selbst bestätigt. 153 00:19:15,552 --> 00:19:25,712 Eine Folgerung ist, dass Teamarbeit mit unterschiedlichsten Entwicklern und Abnehmertypen für die Produktqualität vorteilhaft sein dürfte. 154 00:19:28,512 --> 00:19:35,972 Das ist der Grund, warum Teamarbeit mit unterschiedlichsten Entwicklern und Abnehmertypen so wichtig ist. 155 00:19:35,994 --> 00:19:54,674 Eine weitere Studie untersuchte die Verwendung des Modellbegriffs im Sprachgebrauch der Fachwissenschaft Informatik, in dem gut 150 online verfügbare Vorlesungskripte von sieben Universitäten aus den Jahren 1995 bis 2001 analysiert wurden. 156 00:19:55,794 --> 00:20:05,274 Die Ergebnisse wurden kategorisiert, wobei sich fünf Hauptkategorien herauskristallisierten, die vom Autor benannt wurden als A, B, C, D, C, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, D, 157 00:20:05,312 --> 00:20:12,852 Architekturmodelle, Vorgehens-Modelle, Entwurfsmodelle, Untersuchungsmodelle und Mentale-Modelle. 158 00:20:16,132 --> 00:20:22,012 Offensichtlich zeigt sich auch hier die Vielfalt des Modellbegriffs in der Informatik. 159 00:20:23,212 --> 00:20:33,272 die Kategorien geben einen Impuls zu prüfen, inwieweit diese in der Schulinformatik berücksichtigt werden und verankert werden müssten. 160 00:20:33,984 --> 00:20:45,044 Modellierungstechniken der UML stellen jedenfalls nur einen Teilbereich informatischer Modelle dar – Vergleiche beim informationszentrierten Ansatz. 161 00:20:46,284 --> 00:20:59,284 Die Analyse zeigt aber auch, dass im Sprachgebrauch von Informatikern vorwiegend semantische und grafische Modelltypen gemäß der Einteilung aus der allgemeinen Modelltheorie verwendet werden. 162 00:21:00,444 --> 00:21:03,444 Technische Modelle im Sinne der AMT 163 00:21:03,648 --> 00:21:08,528 Der Allgemeinmodelltheorie werden eher als Systeme bezeichnet. 164 00:21:21,370 --> 00:21:27,570 Es wurde schon betont, dass der Zweck eines Modells an ein Subjekt gebunden ist 165 00:21:27,570 --> 00:21:31,750 und aus unterschiedlichen Perspektiven anders gesehen werden kann. 166 00:21:33,350 --> 00:21:43,370 Unsere Untersuchung zu Modellen in der Informatik beenden wir mit einer Zuordnung von informatischen Modellen zu den allgemeinen Zwecken nach Wüstnik. 167 00:21:43,370 --> 00:21:50,890 Er schlägt als Kategorien vor logische, erkenntnistheoretische, technische und technische Modelle. 168 00:21:52,928 --> 00:22:01,148 Auch hier stellt sich kurz gesagt heraus, dass zu allen Kategorien informatische Modelle existieren. 169 00:22:12,186 --> 00:22:22,306 Modelle, Modellbildung, Modellierung wird häufig als ein Argument für die Legitimierung eines Informatikunterrichts verwendet. 170 00:22:22,866 --> 00:22:32,586 Dabei wird betont, dass die Informatik reich an verschiedenen Modelltypen ist, die zudem oft verkettet sind und ineinander umgewandelt werden. 171 00:22:33,286 --> 00:22:35,626 Wir sprechen vom Modellieren von Modellen. 172 00:22:35,626 --> 00:22:41,546 Dadurch wird insbesondere auch Abstraktion und Hierarchisierung verwendet. 173 00:22:41,584 --> 00:22:46,564 Beim Umgang mit informatischen Modellen erfahrbar und vermittelbar. 174 00:22:49,724 --> 00:22:56,684 Weiterhin kann "Modellieren" als kulturell verankerte Technik angesehen werden. 175 00:22:57,604 --> 00:23:09,464 Die produktive Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Kultur und Kulturgütern zum Zwecke seiner Weiterentwicklung wird in der Literatur mit "Enkulturation" bezeichnet. 176 00:23:09,968 --> 00:23:17,288 Der Mensch eignet sich Kultur durch Auseinandersetzung mit den Kulturgütern an. 177 00:23:18,508 --> 00:23:24,288 Informatische Modelle sind jedoch nicht nur Teil der Kultur. Mit ihnen wird Kultur erschlossen und produziert. 178 00:23:25,288 --> 00:23:36,308 Eine Auseinandersetzung mit informatischen Modellen kann daher zu einer Reflektion der Verwendung von Modellen sowie der Informationsverarbeitung durch den Menschen im Allgemeinen führen. 179 00:23:37,728 --> 00:23:39,748 Aufgebaute mentale Modelle 180 00:23:40,032 --> 00:23:45,132 zu Informatiksystemen erleichtern dann auch deren werkzeugorientierten Einsatz. 181 00:23:46,612 --> 00:23:49,232 Zielkonflikte müssen berücksichtigt werden. 182 00:23:54,492 --> 00:24:01,272 Kulturgüter werden nach Wolfgang Klaffke zu Bildungsgütern, wenn sie stellvertretend 183 00:24:01,272 --> 00:24:04,652 das Besondere für viele Kulturgüter darstellen. 184 00:24:04,652 --> 00:24:07,852 In Kulturation 185 00:24:08,160 --> 00:24:15,080 meint die Auseinandersetzung mit Kultur zur Entwicklung als mündiger Mensch. Informatische 186 00:24:15,080 --> 00:24:21,260 Modelle und insbesondere der für die Informatik typische konstruktive Umgang mit Modellen könnten 187 00:24:21,260 --> 00:24:30,840 im Schulunterricht zu einer Endkulturation von Modellen im Allgemeinen beitragen. Ein Nachweis 188 00:24:31,440 --> 00:24:35,320 ist hierzu allerdings bisher nur ansatzweise möglich gewesen. 189 00:24:36,378 --> 00:24:43,818 Damit ist dann auch eine Leitlinie informatische Modellbildung oder ein Prozessbereich Modellieren 190 00:24:43,818 --> 00:24:49,878 im Sinne einer Allgemeinbildung legitimiert und nicht nur normativ festgelegt. 191 00:24:53,198 --> 00:24:58,738 Jedoch zeigen die Untersuchungen auch, dass bisher nur bestimmte Modelltypen im Unterricht 192 00:24:58,738 --> 00:24:59,638 vertreten sind. 193 00:25:01,018 --> 00:25:05,378 Beispielsweise spielen Vorgehensmodelle noch eine untergeordnete Rolle. 194 00:25:05,984 --> 00:25:12,004 Zumindest wird die agile Programmierung für Projektunterricht in der Informatikdidaktik 195 00:25:12,004 --> 00:25:20,084 mittlerweile diskutiert und teilweise im Unterricht integriert. Es müssten jedoch Softwareprojekte 196 00:25:20,084 --> 00:25:25,684 curricular wieder stärker verankert werden. Natürlich geht es nicht darum, alle Modelle 197 00:25:25,684 --> 00:25:30,984 der Informatik in den Schulunterricht zu integrieren, aber die Breite des informatischen 198 00:25:30,984 --> 00:25:34,564 Modellierens von Modellen und das Reflektieren des Modellierens 199 00:25:34,832 --> 00:25:38,232 finden sich noch unzureichend im Schulfach Informatik wieder. 200 00:25:45,882 --> 00:25:51,642 Die Diskussion unserer Überlegungen überlassen wir an dieser Stelle Ihnen. 201 00:25:52,942 --> 00:25:57,702 Bisher gibt es zwar keine offene Kritik, aber der Ansatz hatte auch keine 202 00:25:57,702 --> 00:26:02,222 schulpraktischen Auswirkungen. Aufgegriffen wurde er in Ansätzen 203 00:26:02,222 --> 00:26:07,302 unter anderem von Talheim sowie Humbert und Puhlmann, jedoch meist nur 204 00:26:07,302 --> 00:26:12,942 bezüglich der Vielfalt an Modellen und weniger bezüglich der gefolgerten 205 00:26:12,942 --> 00:26:14,522 Konsequenzen für das Schulfach.