Das war's für heute. Bis zum nächsten Mal. So, schönen guten Tag. Praxistippsreferendariat - wie fachlich einarbeiten mit dem Fokus Oberstufe. Wenn Sie in das Referendariat einsteigen, dann sind Sie in eine ganz neue Situation ausgesetzt. Sie kennen die Schule nicht, wissen noch nicht, wie die Mühlen malen, wer für was zuständig ist, wo man Sachen findet und so weiter und so fort. Und in den ersten Wochen kriegen Sie unheimlich viele Informationen, schulseitig und auch vom Seminar, da kommt vieles auf Sie zu. Sie selbst haben noch wenig Lehrerfahrung, vor allen Dingen natürlich an der Schule. Und sind von der Dienststellung her eben Referendare, also Lehrlinge. Das hat unterschiedliche Auswirkungen, je nachdem, wie die Schüler, die sie unterrichten, so drauf sind. Insgesamt ist das eine Situation, in die man sich erstmal einfinden muss, das ist ganz normal. Worüber allerdings wenig gesprochen wird, und das ist einer der Faktoren, die Sie im Vorfeld des Referendariats schon beeinflussen können, das ist die Fachlichkeit. Ja, was heißt Fachlichkeit? Sie kommen ja gerade von der Universität und sollten fachlich gut drauf sein, also sie haben fachlich gut drauf zu sein, das können sie nicht unterrichten. Aber welche Probleme tauchen denn da auf? Nun, da sind mehrere Punkte. Zum einen haben sie sich viele Jahre lang nicht mehr mit dem Schulstoff beschäftigt. Sie waren damit studieren ausgelastet und haben den Schulstoff, den sie als Schüler gelernt haben, seit ihrem Abschluss nicht mehr angeschaut. Zudem haben sie durch das Wissen, das ihnen die Universität vermittelt hat, zu den Themen, die sie als Schüler selber gelernt haben, neues Wissen hinzubekommen. Das heißt, sie haben eine fortgeschrittene Sicht auf das, was sie als Schüler mal wussten. Das ist im Englischen als "curse of knowledge" bekannt und geht auch einher mit ihrem Auftrag der didaktischen Reduktion, die sie im Kontext der Rahmenbedingungen durchzuführen haben, sowohl schulseitig als auch kurikulare Rahmenbedingungen. Das soll heißen, sie müssen sich fragen, was sie mit ihrem neuen umfassenderen Wissen, denn jetzt in ihrem künftigen Job als Lehrkraft anfangen sollen. Also wie sie das nicht nur vermitteln, sondern auch was sie vermitteln. Sie wissen mehr, als sie lehren werden. Und das ist ein ziemliches Problem, über das wie ich schon sagte, wenig bis gar nicht gesprochen wird, wie bei so vielen eigentlich zentralen Dingen. Die fachliche Ebene ist der Grundstock für ihre Souveränität, für ihr Handeln im Unterricht. Und es schlägt sich sehr schnell nieder. Das merken die Schüler sehr schnell, egal wie alt oder jung die sind. Ob sie Ahnung haben von dem, was sie da erzählen oder nicht. Und selbst wenn sie Ahnung haben von einem Thema, haben sie eh am Anfang, die ersten ein, zwei, drei Jahre, immer so ein bisschen die Unsicherheit im Hinterkopf zumindest. Hab ich nicht was vergessen oder hab ich bei anderen Sachen zu viel gemacht? Ja, Handlungssicherheit setzt fachliche Sicherheit voraus. Bedenken Sie das immer. Hat man das akzeptiert, stellt sich die Frage, wie kann man sich den sinnvoll einarbeiten und auch schon möglichst im Vorfeld des Referendariats, damit sie sich auf diese wichtigen Dinge dann nicht mehr in kurzer Zeit konzentrieren müssen, wo so viele Aspekte auf sie einprasseln. Wie kann man geschickt vorgehen? Erster Schritt, sie rekapitulieren ihr Wissen aus der Universität. Irgend ein Thema XY, sagen wir mal Automatentheorie in der Informatik-Oberstufe. Dann schauen sie sich erst einmal die Vorlesungsaufzeichnung an. Sie wissen, dass gewisse sehr universitär spezifische Inhalte dann nicht in ihrem Fokus stehen werden, aber sie gehen da mal durch, damit ihr wissen, wie da rekapituliert wird und aktiv zur Verfügung steht. So gerüstet schnappen sie sich dann den Lehrplan zusammen und das ist zentrale, zusammen mit alten Abiturklausuren. Denn die Lehrpläne alleine sind für die Einarbeitung in keinster Weise ausreichend. Wenn Sie also den Lehrplan zusammen mit den alten Abiturklausuren an der Hand haben, dann ist es Ihre Aufgabe, sich repräsentative Aufgabentypen zu erarbeiten. Sie schauen sich ein paar Jahrgänge an und werden dann sehr schnell ein Muster feststellen. Denn die Abituraufgaben in der Informatik zumindest, aber in der Mathematik ist es auch sehr ähnlich, die ähnen sich schon ziemlich vom Aufbau her. Und äh, um beim Beispiel aus der Automatentheorie zu bleiben, äh, das ist ein recht standardisiertes Themengebiet und wird deswegen auch gerne genommen. Aber das können Sie ja als Anfänger nicht wissen. Das heißt, arbeiten Sie sich in mehrere Jahrgänge alte Abiturklausuren ein, sichten die ganze Sache und dann werden Ihnen Aufgabentypen auffallen, die mehr oder weniger abgebildet werden. Immer dran kommen und dann ein geringerer Teil von Aufgabentypen, die oftmals dran kommen und dann gibt es einen geringen Teil von, sagen wir mal, Transferaufgaben, das ist dann der geringe Teil für die Einserleute. Gedacht ist da, die sind halt nicht repräsentativ. Aber der Löwenanteil einer Klausur reduziert sich auf weniger Aufgabentypen und die zu erkennen ist Ihr Job. Wenn Sie das geschafft haben, dann haben Sie schon mal einen riesen Meilenstein erreicht. Zur Einarbeitung in ein Thema. Damit verbunden ist die Fachderminologie und die Form. Also, wir werden Dinge aufgeschrieben. Das ist ja nicht alles genormt, auch an der Universität nicht. Aber an der Schule sind zumindest gewisse Schreibweisen, Ausdrucksweisen, Fachbegriffe im Rahmen des Zentralabiturs vereinheitlicht und die müssen Sie im Unterricht direkt von Anfang an verwenden. Den Dinge im Nachhinein zu ändern, das wissen Sie selber. Umlernen ist immer schwieriger als gleich richtig lernen. Sie führen das direkt so ein, wie das dann auch in den Abiturklausuren verlangt ist, damit das keinen fachlichen Bruch gibt. Ich hatte die Lehrpläne schon kurz angesprochen. Die sind rudimentär, hilfreich in höchstem Maße. Sie sind inhaltlich zerfasert dargestellt, alles unnötig kompliziert ausgedrückt und aufgebläht mit vielen nicht fachlichen Dingen. Zudem haben Sie das Problem, dass dort die Themen aufgeschlüsselt sind, zumindest so im Wesentlichen, aber Sie haben noch kein Gefühl, welches Gewicht dem jeweiligen Thema innerhalb der zentralen Abiturklausuren zukommt. Und das ist ja eine ganz wichtige Information. Ja, nicht alles ist gleichwertig, was die Gewichtungen angeht und damit die Relevanz. Auch da kriegen Sie mit der Zeit einen Eindruck, damit zumindest einen soliden Start haben, sichten Sie die alten Abiturklausuren auch vor diesem Hintergrund. Ja, was sagt der Lehrplan inhaltlich und was kommt in welcher Form, wie oft, in welcher Breite und Tiefe in den Klausuren dann tatsächlich vor? So kriegen Sie einen soliden Eindruck von den Prüfungsschwerpunkten, das heißt die Kombination aus Lehrplänen und alten Abiturklausuren. Das ist der Schlüssel zur Sicherheit, was die zentralen Abiturprüfungen angeht. Anhand der Abiturklausuren können Sie sich auch fachlich einarbeiten, das heißt, die lösen die einfach mal selber und werden die Fachterminologie und die Darstellung dann anhand der Musterlösungen abgleichen können mit der Art, wie sie das so intuitiv aufgeschrieben hätten, weil sie es so an der Universität gelernt haben. So können sie die Adaption vornehmen. Diese Einarbeitung ist durchaus einigermaßen aufwendig, deswegen empfehle ich Ihnen, das vor dem Referendariat bereits in Angriff zu nehmen. So haben Sie im Referendariat selbst nicht nur die Basis für Handlungssicherheit, sondern einfach auch mehr Luft für andere Dinge. Alles, was ich Ihnen erzählt habe, ist hier nicht die einzig wahre Lehrmeinung, sondern das sind in der Praxis vieljährig bewährte Tipps, die ich Ihnen dringend anrate zu befolgen. Viel Erfolg!